Friedrich-Ludwig-Jahn-Gymnasium Forst

Eine echt “kranke” Kursfahrt…

Montag (11.09.2023):

Am frühen Montagmorgen stand ein Teil des 12. Jahrgangs pünktlich um 7:45 vor der Mehrzweckhalle, voller Vorfreude auf die anstehende Kursfahrt. Doch das erste Übel machte sich schon vor der Abfahrt bemerkbar: Es fehlte der Bus. Sollten wir also nun nach Prag laufen?

20230911 164535Doch nach einer Stunde Wartezeit war dann auch der Bus abfahrbereit, sogar mit reparierter Tür. Nun konnte es endlich losgehen und so starteten wir um 8:45 die Motoren. Die Fahrt verging wie im Fluge und wir erreichten Prag eine Stunde vor der geplanten Ankunftszeit. Nach abgeschlossenem Einzug machten wir uns auf in die Altstadt, um erste Eindrücke zu erhaschen. Im Anschluss an die ersten Erkundungstouren stand am Abend der erste offizielle Programmpunkt an. So erfreuten wir uns im Schwarzlichttheater “Image” an den akrobatischen und komödiantischen Darbietungen der Artisten und Schauspieler und ließen uns in eine Welt des Lichts und der Farben entführen.

Dienstag (12.09.2023):

20230911 164535Ausgeruht und in aller Frische stand heute der geführten Altstadttour nichts im Wege und so machten wir uns pünktlich um 9:00 Uhr auf den Weg durch die “Staré město”. Zuerst führte uns unser Weg durch die “Neustadt”. Doch so neu ist sie gar nicht und besteht schon seit dem Mittelalter und zählt zu den 4 Teilen der historischen Prager Altstadt. Hier zeigte uns unser Reiseführer unter anderem das größte Einkaufszentrum in der Nähe, das “Palladium”, und eine Statue des Schutzpatrons der Studenten, wo einige von uns eine Bitte für Beistand in den kommenden Prüfungen zu seinen Füßen ablegten. Unser Weg führte uns nun am Theater und dem Pulverturm, als ehemaliger Teil der Stadtbefestigung, vorbei, weiter zur Nationalbibliothek mit einem gigantischen Bücherturm. Den nächsten Stopp legten wir am Jan-Hus-Platz ein und besichtigten die dortige Teyn-Kirche und bestaunten die faszinierende astronomische Sonnenuhr, die uns weitaus mehr als nur die Zeit verriet. Den Höhepunkt bildete jedoch die Karlsbrücke, welche die Altstadt mit dem Stadtteil “Kleinseite” verbindet. Trotz der hohen Temperaturen und der leichten Kommunikationsprobleme zwischen uns und unserem Guide erfreuten wir uns an den vielen verschiedenen Häuserfassaden und den Sehenswürdigkeiten Prags. Nach so viel Bewegung sollte am Nachmittag auch der Denksport nicht zu kurz kommen und wir machten uns auf zum Escape-Room “Mind Maze”. Hier teilten wir uns in kleinere Gruppen und während die einen in der Alchemistenkammer versuchten, die Geheimnisse längst vergangener Tage zu lüften und den Stein der Weisen herzustellen, bemühten sich andere aus dem Spionagegefängnis zu entkommen, um die geheimen Baupläne für ein U-Boot in ihre Hände zu bekommen. Alle erwiesen hierbei ein hohes Rätselgeschick und bewältigten alle großen und kleinen Ungereimtheiten, die die Räume zu bieten hatten, in der vorgegebenen Zeit. Die restliche Nachmittagsgestaltung zeichnete sich wieder durch eigenständige Erkundungstouren bis in den späten Abend aus und alle nutzten die Möglichkeit, die Altstadt nochmal auf eigene Faust zu besichtigen.

Mittwoch (13.08.2023):

IMG 20230915 WA0027Heute stand wohl der spannendste, aber auch ernsthafteste Programmpunkt an. So fuhren wir um 9:30 Uhr mit dem Bus zur Gedenkstätte Theresienstadt, ein Ort, an dem sich vor nun etwa 80 Jahren ein Teil der größten Verbrechen gegen die Menschheit abspielte. Unser Weg führte uns zuerst in die kleine Festung der Stadt, doch stockte uns bereits schon auf dem Weg zum Eingang der Atem, als wir an den Reihen der namenlosen Gräber vorbei gingen. In der Festung begleitete uns eine fachkundige Touristenführerin durch die Höfe und Räumlichkeiten des ehemaligen Ghettos. Doch auch vor der Zeit des Nationalsozialismus fand die Festung unter Führung der Habsburger Monarchie zur Überwachung der Straße zwischen Dresden und Prag Verwendung und diente ebenfalls als Staatsgefängnis, unter anderem für die Attentäter von Sarajevo 1914.

Dennoch überwog der Eindruck der Funktion als Ghetto und Arbeitslager zur Zeit des Nationalsozialismus. Ein beklemmendes und unbehagliches Gefühl machte sich bereits beim Betreten des “Ankunftshofs” breit und verstärkte sich nochmals, als wir auf den ersten Häftlingshof durch das Tor mit der Aufschrift “Arbeit macht frei” schritten. Nun standen wir selbst auf dem Boden, auf dem sich die Grausamkeiten der Menschheit gegen die Menschheit am gewaltigsten gezeigt hatten. Unter immer wieder schockierenden Vorstellungen des Lebens von 1942 bis 1945 führte man uns durch die einzelnen Schlafräume, die Waschräume, die Erschießungsplätze und den Wohnraum der damaligen Lagerleitung. Doch am wohl erschreckendsten war das Vorgehen zur Vorbereitung des Besuchs des Internationalen Roten Kreuzes gewesen. Hierzu wurden von 60.000 Inhaftierten 50.000 in östlichere Konzentrationslager deportiert, während gleichzeitig das Lager mit verschiedenen Luxusausstattungen versehen wurde. Dabei verlief alles unter dem Motto “Mir geht es gut in Theresienstadt”. Auch ein Film wurde gedreht, der das angebliche Lagerleben darstellen sollte: “They’re shooting a film. The Jews are cheerful and contented actors. Their faces are cheerful - in the film, only in the film” (Egon Redrich)

Im Anschluss an die Führung fuhren wir in die nahe liegende Große Festung, welche die eigentliche Stadt bildete. Hier statteten wir zwei weiteren Museen einen Besuch ab, dem Ghettomuseum und der Magdeburger Kaserne, welche das Bild der Grausamkeit und des Elends des Lebens der Häftlinge in Theresienstadt noch klarer abzeichneten. Leider stieg unserer Gruppe die erdrückende Stimmung etwas auf das Lauftempo, sodass es eher einer Rentnergruppe glich und die Zeit uns in den Rücken stieg. Daher konnte die geplante Besichtigung des Krematoriums nicht stattfinden und wir machten uns auf den Weg zurück. Doch waren sich viele darüber einig, dass die Zeit nicht ausreichend war und wir fassten den Beschluss: “Theresienstadt, wir sehen uns wieder!”.

Um die Stimmung wieder zu heben, verdrückten wir uns am Nachmittag wieder selbstständig in die Stadt und genossen die bunte Vielfalt, welche sie zu bieten hatte und genossen den restlichen Tag. Den Abend ließen wir heute gemeinsam bei einem Burger-Menü im Hard Rock-Cafe Prag ausklingen.

Donnerstag (14.09.2023):

IMG 20230915 WA0029Trotz steigender Anzahl von Krankheitsfällen ließen wir uns nicht davon abschrecken, unser Programm weiter fortzuführen. So trafen wir uns heute um 9:15 Uhr auf dem Neustadtplatz mit dem Reiseführer vom Dienstag und machten uns auf in die Prager Burg. Dort besuchten wir die St. Georgs Basilika, staunten über die Fenster und goldenen Altare im Veits Dom und besichtigten den Königspalast. Hier fanden wir das Fenster, aus dem am 23.05.1618 die beiden Statthalter stürzten und es im Anschluss zum 30-jährigen Krieg kam. Unser Weg führte uns über die Goldene Gasse, in der wir in vielen kleinen Häuschen das Leben im Mittelalter entdecken konnten, wieder hinaus zur U-Bahn und wir verabschiedeten uns von

unserem Stadtführer, der heute jegliche Fragen mit höchstem Elan und in wahnsinniger Ausführlichkeit beantwortete, eine klare Verbesserung zur Altstadtführung. Nun lag es wieder an jedem selbst, wie er die Mittagszeit und den frühen Nachmittag verbringen wollte. Viele machten sich wieder auf in die Altstadt, um sich in den bunten Gassen durch die Prager Küche zu schlemmen, andere verschlug es auf die andere Seite der Moldau zurück in Richtung Prager Burg, um den Stadtteil der “Kleinseite” zu untersuchen und manch einer stieß dabei sogar auf den Prager Eiffelturm.

Doch auch am späten Nachmittag stand noch ein weiterer Höhepunkt und der krönende Programmabschluss unserer Pragfahrt an. Und was wäre da besser geeignet als eine Schifffahrt auf der Moldau? Genau, nichts! Daher durchstreiften wir gemeinsam das Ufer der Moldau auf der Suche nach unserem Anleger und fanden ihn an fast letzter Stelle. Dann hieß es nach kurzem Warten “Alle Mann an Bord!” und los ging die Fahrt. Auf dem Sonnendeck des Schiffes genossen wir nochmal den Ausblick auf die Prager Altstadt mit all den Schönheiten und Sehenswürdigkeiten, die sie bereithält. Ohne Seekrankheit und Meuterei landeten wir nach einer Stunde wieder an unserem Anleger und zerstreuten uns noch ein letztes Mal in alle Ecken der Stadt, um die letzten Momente zu genießen, die uns noch gegeben waren, und kosteten jeden Augenblick auf das Vollste aus.

Freitag (15.09.2023):

IMG 20230915 WA0009So langsam fingen die Füße vom Kopfsteinpflaster an zu schmerzen und auch die Krankheitsfälle schienen sich immer mehr zu häufen. Gleichzeitig ließen auch die Vorräte unserer Reiseapotheken nach und wir mussten der Heimfahrt langsam ins Auge blicken. So klingelte heute ein letztes Mal der Wecker und am Fenster ergab sich ein letzter Blick auf die Stadt, die wir die letzten Tage liebgewonnen hatten. Diese wunderbare Idylle blieb auch bestehen, als 28 Personen “Happy Birthday” für unser Geburtstagskind sangen, welches im Angesicht der aufgehenden Sonne die Volljährigkeit erreichte. Nach dem Frühstück endete alles, wie es am Montag begonnen hatte. Der Busfahrer, den wir schon am Montag kennengelernt hatten, stand pünktlich um 9:00 Uhr bereit und wir machten uns auf den Weg nach Hause. Während der Fahrt herrschte eine bedächtige Stille, alle schliefen oder ließen sich die Erlebnisse der letzten Tage nochmals durch den Kopf gehen. Mit den Erinnerungen an viele einzigartige Momente rollten wir der Heimat entgegen - direkt in die Arme unserer Eltern und Freunde, die uns wieder freudig begrüßten.

Wir bedanken uns bei allen Mitwirkenden für diese schöne Kursfahrt mit unvergesslichen Momenten. Ein besonderer Dank gilt hierbei den betreuenden Lehrkräften Frau Briesemann und Frau Jahnke sowie ihrer Tochter für die Betreuung und Krankenpflege auf dieser unvergesslichen Reise und die stets gute Begleitung und das Management während der verschiedenen Ausflüge. (Galerie)

Im Namen aller Teilnehmenden

Dennis Pult und Gero Barthel